Skip to main content

Depressive Störungen gehören zu den am häufigsten vorkommenden psychischen Erkrankungen in Deutschland, wobei in den letzten Jahrzehnten immer jüngere Altersgruppen betroffen sind. Gerade die chronifizierten Verläufe nehmen zu und stellen bereits eine echte „Volkskrankheit“ dar. Das Risiko, im Laufe seines Lebens an einer Depression zu erkranken, liegt bei ca. 12%. Frauen erkranken etwa doppelt so häufig wie Männer, Menschen im höheren Lebensalter (60. bis 69. Lebensjahr) weisen ein besonders hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken, auf. Von einer höheren Dunkelziffer wird ausgegangen, da sehr viele Betroffene (etwa 60-70%) keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen oder die Erkrankung nicht erkannt wird. Depressive Erkrankungen haben negative Auswirkungen auf die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit.

Die Depression ist häufig eine in mehreren Phasen verlaufende Krankheit und kann unterschiedliche Schweregrade aufweisen. Sowohl der Beginn als auch die Remission der Erkrankung verlaufen meist schleichend, was dazu führt, dass Depressionen häufig sehr spät erkannt werden, und bereits frühzeitig eine Chronifizierung eintritt, die wirksame Behandlungsmöglichkeiten erschwert.

Die depressive Störung ist durch eine Vielzahl von Symptomen und Beschwerden gekennzeichnet, die zu einer nachhaltigen Beeinträchtigung in verschiedenen Lebensbereichen führen können.

Hintergrund und Zielgruppe der Gruppentherapie

Bedingt durch die vielfältigen Belastungen und die Erfordernis einer raschen Anpassung an unterschiedliche Situationen in Beruf und Alltag sind viele Menschen einer erhöhten Stressbelastung ausgesetzt. Bei ungünstigen individuellen Faktoren wie verminderte Stresstoleranz sowie genetischer Prädisposition können sich anhaltende Störungen der Befindlichkeit entwickeln, die oftmals schleichend in eine behandlungsbedürftige depressive Störung münden. Der Früherkennung und Frühintervention kommt deshalb ein hoher Stellenwert zu.

Hinzu kommt, dass Menschen in besonderen beruflichen Stellungen mit hoher Verantwortung, wie sie beispielsweise in Führungspositionen sowie bei besonderen Berufsgruppen (Ärzte, Juristen etc.) üblich ist, ein hohes Risiko in sich tragen, depressiv zu erkranken. Zudem haben diese Berufsgruppen ein besonderes Schutzbedürfnis und einen erhöhten Bedarf an Vertraulichkeit und Diskretion, um durch das Bekanntwerden der Erkrankung nicht Nachteile in der Ausübung ihres Berufes sowie möglicherweise eine Stigmatisierung befürchten zu müssen. Weil die Diskretion bei der Durchführung der Gruppentherapie höchste Priorität hat und wir sie so anonym begleiten können, bieten wir die Behandlung auf Selbstzahlerbasis an.

In den meisten Therapiestudien hat sich neben der Behandlung mit Psychopharmaka die kognitive Verhaltenstherapie eindeutig bewährt. Auch die Psychoedukation durch Informationsvermittlung, Stützung und Erfahrungsaustausch in der Gruppe hat an Stellenwert dazugewonnen, da so die Behandlungszufriedenheit und die Krankheitsbewältigung nachhaltig gefördert werden können und sich die erfolgreichen Behandlungschancen somit deutlich verbessern.

Behandlungskonzept

Wir bieten eine Gruppentherapie zur Bewältigung depressiver Erkrankungen an. Das entsprechende Konzept „Kognitiv-psychoedukative Therapie zur Bewältigung von Depressionen“ wurde an der Psychiatrischen Universitätsklinik München entwickelt, über Jahre hinweg erprobt und entspricht dem aktuellen Stand der Therapieforschung (Schaub et al. 2006). Neben Wissensvermittlung bietet sie den Teilnehmern die Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, sich gegenseitig zu unterstützen und Strategien im Umgang mit der Erkrankung zu erarbeiten. Sie dienen im ambulanten Rahmen auch dazu, die jeweils erarbeiteten Inhalte in den Alltag zu transferieren und zu trainieren.

Ein wichtiges Behandlungselement dieser Gruppenintervention ist die Psychoedukation über die Erkrankung und ihre Behandlungsmöglichkeiten zur Förderung eines funktionalen Krankheitsmodells, anhand dessen die Betroffenen ihre Einflussmöglichkeiten erkennen sowie mit einer evtl. erforderlichen psychopharmakologischen Behandlung kooperieren können. Desweiteren sollen das Erkennen und der angemessene Umgang mit Frühwarnsignalen zur Rückfallprophylaxe und das Einüben von Strategien zur besseren Bewältigung der Symptome der Depression gefördert werden und die Betroffenen für unangemessene Krankheitskonzepte sowie dysfunktionale Lebensstile durch das Erkennen der zu Grunde liegenden Grundüberzeugungen als Rückfallschutz sensibilisiert werden.

Die Gruppenintervention findet in einem zeitlich überschaubaren Rahmen von 12 wöchentlich stattfindenden Sitzungen von je 90 Minuten statt. Bei Bedarf können auch zusätzlich 2-3 Einzelgespräche, z.B. in Krisensituationen, vereinbart werden.

Durchführung

Die Gruppentherapie und die Einzelgespräche werden fachärztlich durch Herrn Dr. med. Oliver Strasser, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie, geführt und geleitet. Auch finden vor Therapiebeginn fachärztliche Vorgespräche zur Klärung der Voraussetzungen für die Therapieteilnahme statt. Die kognitiv-psychoedukative Gruppenintervention ist für alle Betroffenen geeignet, die die Kriterien für eine leichte bis mittelschwere depressive Episode sowie den depressiven Störungen vorausgehenden Befindlichkeitsstörungen und andere leichte affektive Störungen mit depressiver Symptomatik wie Anpassungsstörungen oder Dysthymien erfüllen. Auch erscheint diese Intervention für komorbide Störungen des psychiatrischen Spektrums mit einer depressiven Episode erfolgversprechend. Ein Ausschluss bildet lediglich das Vorhandensein akuter Suizidalität, florider psychotischer Begleitsymptomatik sowie einer aktiven substanzgebundenen Abhängigkeitserkrankung, ausgenommen Tabakkonsum.

Die Gruppenintervention ist modular aufgebaut und weist vier verschiedene, aufeinander aufbauende, aber dennoch in sich abgeschlossene Themenblöcke auf. Sie beeinhaltet sowohl psychoedukative Elemente als auch die Erarbeitung wichtiger Ziele der kognitiven Verhaltenstherapie bei Depressionen sowie zur Rückfallprophylaxe.

Es macht zwar Sinn, die Gruppensitzungen von Anfang an zu durchlaufen, ein Einstieg ist aber auch zu Beginn der jeweiligen Themenblöcke möglich (ab Sitzung 1, 4, 7 oder 11). Sollte im Behandlungsverlauf eine Verschlechterung der Erkrankung eintreten, die eine weitere Teilnahme an den Therapiesitzungen unmöglich macht, behalten wir uns vor, die Therapie zu beenden, die Kosten zurückzuerstatten und die/den TeilnehmerIn in eine andere Therapieform überzuführen.

Zusammenfassung des Therapieablaufes

Sitzungen Thema Inhalte
Vorgespräch
  • Fachärztliche Untersuchung
  • Klärung der Voraussetzung der Teilnahme an der Therapie
  • Bei entsprechender Notwendigkeit 1-2 Gespräche zusätzlich
1-3 Psychoedukation
  • Anzeichen und Symptome einer Depression
  • Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten
  • Vulnerabilitäts-Stress-Modell
  • Medikamentöse und psychotherapeutische Behandlungsstrategien
  • Selbsthilfestrategien
4-6 Aktivitätenaufbau
  • Teufelskreismodell der Depression
  • Depressions- und Antidepressionsspirale
  • Planung positiver Aktivitäten
  • Merkregeln für die Tagesplanung
7-10 Kognitive Verhaltens- therapie bei Depressionen
  • Erkennen typischer gedanklicher Verzerrungen und depressionsfördernder Grundüberzeugungen und deren Veränderung („Kognitive Umstrukturierung“)
11-12 Rückfallprophylaxe
  • Frühwarnzeichen
  • Krisenplan
  • Umgang mit der Erkrankung nach außen
2-3 Einzelgespräche
  • Zusätzlich zwischen den einzelnen Gruppensitzungen möglich in Krisensituationen und bei individuellem Klärungsbedarf